BTV Schiers

Topleistung von Enyo und Myro Widmaier an den Junioren-Schweizermeisterschaften im Kunstturnen

Am vergangenen Wochenende stand für Enyo und Myro Widmaier der erste Saisonhöhepunkt auf dem Programm: die Junioren-Schweizermeisterschaften im Kunstturnen.

Knapp am Diplom vorbei

Der 13-jährige Myro Widmaier startete für den BTV Schiers am frühen Nachmittag in Rüti ZH im Programm 4. In der nicht nur von Spannung und Energie, sondern auch von der Sommersonne aufgeheizten Halle traten 28 junge Kunstturner gegeneinander an. Die Atmosphäre war elektrisierend – Nervosität und Erwartungsdruck waren deutlich spürbar.

Myro trat diesmal nicht wie gewohnt gemeinsam mit seinem Trainingskollegen an, sondern startete zusammen mit den beiden weiteren Bündner Turnern Jano und Gianni, die in Mels trainieren. Gemeinsam bildeten sie auch das Team Graubünden im Mannschaftswettkampf.

Das erste Gerät war der Sprung. Myro zeigte eine starke Leistung, musste nur mit einem Ausfallschritt korrigieren und erhielt eine hervorragende Note von 13.600. Auch am Barren gelang ihm eine gute Übung, die entsprechend hoch bewertet wurde. Am Reck konnte er seine Übung sauber präsentieren – allerdings wurde der Doppelstrecksalto im Abgang nicht anerkannt, was zu einem deutlich tieferen Ausgangswert und einer entsprechend niedrigen Endnote führte. Dies kostete ihn einige Ränge. Am Boden zeigte er eine solide und sturzfreie Kür. Am Pauschenpferd musste er leider einmal das Gerät verlassen, was ihn erneut Plätze kostete. Zum Schluss folgten die Ringe – Myros Lieblingsgerät. Er versuchte, nochmals alles zu geben, doch ein Schwungelement wurde ihm zum Verhängnis, und er stürzte. Zwar turnte er die Übung danach sehr sauber zu Ende, aber der Sturz war entscheidend für die tiefe Bewertung.

Silber für Team Graubünden

Am Ende verpasste Myro einen Diplomrang nur knapp und belegte den sehr guten 11. Platz. In der anschliessenden Rangverkündigung des Mannschaftswettkampfs wurde es noch einmal emotional: Myro, Jano und Gianni erturnten sich den hervorragenden 2. Rang für Graubünden und durften sich die Silbermedaille umhängen lassen – ein toller Erfolg für das junge Bündner Trio! Mit tosendem Applaus wurden die drei gefeiert, insbesondere von den mitgereisten Fans aus dem Prättigau und dem Kanton Schwyz. Zudem wurde Myro zum Bündner Meister im Programm 4 gekürt – eine schöne Belohnung für seinen Trainingsfleiß und die vielen Entbehrungen.

Qualifikation für Gerätefinals

Anschliessend war Enyo Widmaier an der Reihe, der im Programm 5 ebenfalls für den BTV Schiers antrat. Auch für ihn war eine grosse Fangemeinde angereist, um ihn lautstark zu unterstützen. In seiner Kategorie (Jahrgang 2009/2010) traten 18 Turner an. Der Applaus war gross, als die Athleten vorgestellt wurden – insbesondere als Enyo aufgerufen wurde, jubelten die Bündner Fans lautstark.

Auch Enyo begann am Sprung – seinem Paradegerät. Mit einem grandiosen ersten Sprung, der in die Mehrkampfwertung einfloss, begeisterte er das Publikum und das Kampfgericht. Für die Qualifikation zum Gerätefinal musste ein zweiter Sprung aus einer anderen Strukturgruppe gezeigt werden. Enyo präsentierte einen Sprung, den er erst für diesen Tag neu eingeübt hatte. Auch dieser gelang sehr gut – die Qualifikation für den Sprungfinal war geschafft.

Am Barren zeigte er eine saubere Übung, die er als einziger mit einem Doppelsalto vorwärts beendete. Auch hier qualifizierte er sich als zweitbester Turner für den Final. Am Reck kam es zu einer Unsicherheit: Nach einem Defekt musste das Gerät neu eingestellt werden, und Enyo konnte nicht nochmals einturnen. Dennoch präsentierte er eine solide Übung mit gelungenem Flugelement. Beim dreifachen Salto im Abgang sprang er allerdings so hoch, dass er beinahe einen dreieinhalbfachen Salto drehte – der daraus resultierende Sturz war nicht vermeidbar.

Am Boden zeigte Enyo eine extrem anspruchsvolle Kür mit Doppelsalti vorwärts und rückwärts sowie Schraubenelementen – Ausgangswert 16.300. Trotz kleiner Unsicherheiten und einem Sturz erzielte er starke 13.300 Punkte und lag nach vier Geräten weiterhin in Führung. Um einen Diplomrang zu erreichen, musste er auch am Pauschenpferd antreten – ein Gerät, das er wegen langanhaltender Handgelenksbeschwerden seit einem Jahr nicht mehr trainiert hatte. Mit einer improvisierten Kurzübung versuchte er sein Glück, musste jedoch zweimal vom Gerät – die Note fiel entsprechend tief aus, was ihn weit zurückwarf.

An den Ringen setzte er nochmals alles auf eine Karte. Die Übung war sauber, der Abgang – ein anspruchsvoller Doppel-Zuckahara – jedoch misslang und führte zu einem weiteren Sturz. Trotzdem wurde Enyo bei der Siegerehrung am späten Abend unter tosendem Applaus auf den ausgezeichneten 6. Rang und damit in die Diplomränge geehrt. Eine beeindruckende Leistung!

Schweizermeistertitel, Medaillen und Diplome

Am Sonntag folgten die Gerätefinals. Enyo war für die Finals am Boden, Sprung und Barren direkt qualifiziert; am Ring rückte er als Siebter nach, da ein Turner verzichtete. Im Ringfinal war er der erste Starter. Die Übung gelang erneut sauber, doch der Abgang wie am Vortag nicht optimal – Platz 6.

Im Bodenfinal zeigte Enyo als zweitletzter eine hochstehende Kür und erhielt starke 14.233 Punkte. Der letzte Turner überbot ihn um lediglich 0.033 Punkte – Enyo wurde Vize-Schweizermeister am Boden.

Weiter ging es mit dem Barrenfinal, wo Enyo erneut mit einer sauberen Übung überzeugte – ein weiterer Vize-Schweizermeistertitel.

Zum Schluss stand der Sprungfinal an – das grosse Ziel: Titelverteidigung. Enyo präsentierte zwei technisch anspruchsvolle Sprünge, die niemand sonst in seiner Alters- oder sogar höheren Kategorie zeigte. Mit über einem Punkt Vorsprung holte er sich souverän den Schweizermeistertitel am Sprung. Eine beeindruckende Leistung – seine Sprungkraft, Wendigkeit und Orientierung in der Luft sind schlicht herausragend. Enyo durfte am Ende des Wochenendes stolz eine Goldmedaille, zwei Silbermedaillen und zwei Diplome mit nach Hause nehmen.

Ein spannendes, erfolgreiches und emotionales Wochenende – eine grossartige Belohnung für den unermüdlichen Einsatz, die unzähligen Trainingsstunden (rund 30 pro Woche neben Schule und Ausbildung), kleinere und grössere Verletzungen, Schmerzen, Schweiss, Tränen und Entbehrungen. Es zeigt, wie viel Leidenschaft hinter diesem Sport steckt.

Enyo und Myro trainieren nun mit neuer Motivation weiter – das nächste grosse Ziel ist das Eidgenössische Turnfest am 15. Juni 2025 in Lausanne, das nur alle sechs Jahre stattfindet und den zweiten Saisonhöhepunkt darstellt.

Wir wünschen den beiden Kunstturntalenten aus Schiers schon jetzt viel Erfolg, das nötige Wettkampfglück sowie eine verletzungsfreie restliche Saison.